Orthese beim ISG Syndrom

„Das ISG ist ein Chamäleon“

Differenzialdiagnose mit der Beckenorthese SacroLoc

Von Bauerfeind Life Magazin

 

Kurz & knapp Dr. med. Volker Urban bezeichnet das Iliosakralgelenk (ISG) als „vergessenes Gelenk“, das bei Dysfunktionen Symptome anderer Problematiken imitiert. Zur Differenzialdiagnose setzt der Neurochirurg die Beckenorthese SacroLoc als Test ein. 

  • Bei unauffälligem MRT und nach ausführlichem Patientengespräch zum Schmerzbild, prüft er, ob eine Funktionsstörung der ISG vorliegt.
  • Neben Tests zur Beweglichkeit und der klinischen Untersuchung, nutzt er auch die SacroLoc zur Diagnosefindung. Verspüren seine Patienten Erleichterung beim Tragen, verschreibt er die Beckenorthese zur konservativen Therapie.
  • Die SacroLoc beeinflusst nachweislich die Nutationsbewegung in den ISG und entlastet den Bandapparat. Sie hilft, Schmerzen zu reduzieren und trägt dazu bei, die Beweglichkeit zu erhalten.
 
ISG

Um eine Funktionsstörung des Iliosakralgelenks (ISG) zu erkennen, hört Dr. med. Volker Urban seinen Patienten erst mal zu. Bei der anschließenden Differenzialdiagnose setzt der erfahrene Neurochirurg auf einen ungewöhnlichen Test zur Bestätigung: Er legt die SacroLoc an.

Wer mit starken Rückenschmerzen das Wartezimmer der Gemeinschafts­praxis für Neurochirurgie in der Frankfurter Straße in Seligenstadt betritt, ist erst mal erleichtert. Denn er sieht: Barhocker. Das bedeutet rückenschonende, entspannte Haltung, statt beschwerlich in einen tiefen Stuhl zu sinken. Und überhaupt ist hier einiges anders. Zum Termin holt Dr. Volker Urban seinen Patienten im Wartezimmer ab – mit namentlicher Begrüßung, aber ohne weißen Kittel. „Für mich fängt die Diagnose in diesem Moment an“, erklärt der Facharzt. „Ich sehe, wie der Patient sitzt, wie er aufsteht und wie stark seine Schmerzen sind.“ Gleichzeitig entsteht eine vertrauensvolle Atmosphäre. Für einen ersten Blick auf das Gangbild bittet Dr. Volker Urban den Patienten – soweit es diesem nicht unangenehm ist –, ins Behandlungszimmer voranzugehen. Dann lässt er ihn erzählen.

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Dr. Volker Urban hört intensiv zu und sieht genau hin: Beim Abholen bittet er Patienten gern vorauszugehen, für einen Blick auf ihr Gangbild.

Dem Patienten zuhören

„Das Wichtigste bei der Diagnostik von ISG-Problematiken ist das Zuhören“, sagt der erfahrene Neurochirurg, der mit sieben Kollegen an vier Praxisstandorten das südliche Rhein-Main-Gebiet abdeckt. „Indem der Patient von sich erzählt, erhalte ich meine Antworten.“ Das funktioniert auch bei Edmund Ruda an diesem Dienstagmorgen. Der 68-Jährige kommt für eine Zweitmeinung und berichtet von diffusen Schmerzen beim Aussteigen aus dem Auto, die irgendwann immer stärker wurden. „Jetzt ist es so schlimm, egal, was ich mache, es tut weh.“

Das MRT-Bild des Patienten, das zum Ausschluss eines Bandscheibenvorfalls, Abszesses oder anderer Ursachen gemacht wurde, ist unauffällig und lässt Dr. Volker Urban eher eine Funktionsstörung des Iliosakralgelenks vermuten. Der Grund: „Eine solche Funktionsstörung kann man im MRT nicht sehen, man kommt ihr am besten mit Hilfe weiterer Differenzialdiagnostik auf die Spur“, erläutert er und beginnt seine Untersuchung am Körper. Bittet Edmund Ruda, die Beine einzeln anzuheben, aufzustehen, sich zu bücken, seitlich und nach hinten zu beugen. Übt mit dem Daumen Druck auf seinen unteren Rücken und das Becken aus, denn: „Ein Druckschmerz spricht für das ISG.“ Danach legt der Wirbelsäulenspezialist dem Pensionär die SacroLoc an, die das Becken stabil umfasst, und lässt ihn durchs Behandlungszimmer gehen.

„Wenn ein Patient dann sagt, er spürt eine Besserung, kann ich davon ausgehen, es liegt am ISG und dass ihm die Orthese hilft.“ Spürt der Patient keine Veränderung, könne das ISG dennoch betroffen sein, meint Dr. Volker Urban, und zirkuläre Kompression sei in dem Fall dann nicht das geeignete Mittel zur Schmerzreduktion.

Die Verbindung zwischen Kreuzbein und Darmbein bezeichnet er als bei der Diagnose oft „vergessenes Gelenk“. „Manche ISG-Patienten klagen über Bein- oder Leistenschmerz, was auf die völlig falsche Fährte führt. Das Iliosakralgelenk ist in seiner Symptomatik ein Chamäleon!“ Auslöser ist nicht unbedingt immer eine Fehlbelastung, sondern nach seiner Erfahrung auch eine veränderte Lebenssituation. Das kann ein neues Auto mit einer anderen Sitzposition sein, eine lange Urlaubsfahrt, eine Unterarmgehstütze.

„Wenn ein Patient dann sagt, er spürt eine Besserung, kann ich davon ausgehen, es liegt am ISG und dass ihm die Orthese hilft.“ Dr. med.

Dr. h. c. Volker Urban

Die Beckenorthese SacroLoc setzt der Rückenspezialist bei der Differenzialdiagnose ein. Spüren Patienten beim Anlegen eine spontane Besserung, weiß er, das ISG ist die Schmerzursache.

„Das ISG freilaufen“

Etwa jeder dritte Patient in der Gemeinschaftspraxis ist von einer ISG-Problematik betroffen. Meist hilft eine CT-gesteuerte Schmerztherapie, die das verkantete Gelenk löst und den Druck nimmt. Zur Unterstützung verschreibt Dr. Volker Urban ganz bewusst die SacroLoc und rät seinen Patienten, telefonisch mit dem Sanitätshaus abzuklären, ob sie vorrätig ist, um dann einen Kontrolltermin nach 14 Tagen Tragezeit zu vereinbaren. „Denn erst wenn der Schmerz weg ist, beginnt die Heilung.“ Zur Ergänzung empfiehlt Dr. Volker Urban längerfristig: „Pilates und Spazierengehen. Sie können das ISG freilaufen! Die Wechselbewegung vom linken zum rechten Bein entlastet das ISG – wie bei einer Holzschublade, die sich durch Hin- und Herruckeln aus einer Verkeilung löst.“

Jährlich führen der 62-Jährige und seine Kollegen in der Emma-Klinik, einem ihrer Praxisstandorte, sowie in anderen Krankenhäusern etwa 1.200 Wirbelsäulen-OPs durch – neben 4.000 CT-Infiltrationen und 400 stationären Schmerztherapien. Trotzdem rät der Neurochirurg von voreiligen chirurgischen Eingriffen ab. Die im Jahr 2000 gegründete Gemeinschaftspraxis wird daher auch von vielen Hausärzten für eine Zweitmeinung geschätzt. „Im Unterschied zur Notfallversorgung haben wir hier Zeit zum überlegten Abwägen“, fasst Dr. Volker Urban zusammen. „Wir können operieren, aber wir können auch den konservativen Weg gehen.“ Edmund Ruda hat sich entschieden. Erleichtert verlässt er die Praxis mit einem Rezept für die SacroLoc und dem augenzwinkernden Ratschlag: „Bleiben Sie mit Ihrem Rücken im Dialog!“

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