Bandscheibenvorfall L3/L4 und L4/L5

Bandscheibenvorfall in der Höhe L3/L4 und L4/L5

Ein Bandscheibenvorfall in der Höhe LWK 3/4 und LWK 4/5 verursacht unterschiedliche Symptome und Beschwerden. Auch eventuell auftretende neurologische Ausfälle unterscheiden sich je nach der Lokalisation des Bandscheibenvorfalls. 

Bandscheibenvorfall L3/L4

Beschwerden

Bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe L3/L4 (also zwischen LWK 3 und LWK 4) sagen wir mal auf der rechten Seite gelegen, drückt meist auf die Nervenwurzel L4 rechtsseitig. Diese Nervenwurzel versorgt hauptsächlich den Musculus quadriceps (quadriceps=vier Köpfe also bestehend aus vier Muskeln). Der Musculus quadriceps ist enorm wichtig, so daß wir das Bein durchstrecken können, also die Kniestreckung. Dieser Muskel ist der größte und stärkste Muskeln im menschlichen Körper – d.h. auch ein nur sehr geringe Schwäche in diesem Muskel kann die Mobilität erheblich einschränken, da das Bein nicht richtig durchgestreckt werden kann und somit das Gehen beeinträchtigt sein kann bzw. das Treppensteigen.

Im Spinalkanal verlaufen die Nervenfasern und bündeln sich dann zur austretenden Nervenwurzel. Bei einem extraspinalen Bandscheibenvorfall drückt die Bandscheibe ausserhalb ("extra" vs. "intra") des Spinalkanals auf die Nervenwurzel. Es ist die Nervenwurzel betroffen die auf der Höhe des Bandscheibenfachs abgeht.
An welcher Stelle der Bandscheibenvorfall aus dem Bandscheibenfach austritt und im Spinalkanal auf die Nervenwurzel drückt, bestimmt die Bezeichnung des Bandscheibenvorfalls: medial, mediolateral, intraforaminal, extraspinal. Ein medialer, mediolateral gelegener Bandscheibenvorfall drückt auf die weiter absteigende Nervenwurzel die an Bandscheibenfach darunter den Kanal verlässt; ein intraforaminaler/extraspinaler Bandscheibenvorfall drückt auf die Nervenwurzel auf der Höhe des Bandscheibenfachs.

Symptome - Neurologie

Bei einem Bandscheibenvorfall zwischen dem Lendenwirbelkörper (LWK) 3 und dem Lendenwirbelkörper (LWK) 4 also in der Höhe LWK 3/4, drückt Material aus der Bandscheibe auf die in dieser Etage abgehende Nervenwurzel, entweder L 3  oder etwas weiter tiefer gelegen auf die Nervenwurzel L 4.  Es kommt darauf an, wie der Bandscheibenvorfall im Spinalkanal gelegen ist (siehe Abbildung links). Liegt der Bandscheibenvorfall an der Position 2 drückt dieser auf die Nervenwurzel L 4, liegt der Bandscheibenvorfall an der Position 3 oder 4 dann „erwischt“ der Bandscheibenvorfall nicht die L4 Nervenwurzel, sondern die darüber abgehende Nervenwurzel L 3. Welche Nervenwurzel gedrückt wird, führt zu ganz unterschiedlichen neurologischen Befunden und Symptomen. Auf der linken  Seite unten zeigt die Abbildung die durch die einzelnen Nervenwurzeln abgedeckten und versorgten Hautgebiete (Dermatome) am Bein. Besteht also ein Bandscheibenvorfall mit Druck auf die Nervenwurzel L 4 wird vom Patienten meist der Schmerzverlauf wie die unten rot eingefärbte Ausstrahlung ins Bein angegeben. Entsprechend anders bei Druck auf die Nervenwurzel L 3, dann wird ein Schmerzverlauf entsprechend dem Versorgungsgebiet L 3 angegeben.

Kommt es zu neurologischen Ausfällen, also einem Defizit in der Motorik (Parese), ist auch zwischen der Nervenwurzel L3 und L 4 zu unterscheiden. Die Nervenwurzel L4 hat als Kennmuskel (also dieser Muskel wird von der Nervenwurzel versorgt) den Quadricepsmuskel (siehe unter „Beschwerden“). Der Kennmuskel der L 3 Nervenwurzel ist der Hüftbeugermuskel. 

Bei der Untersuchung des Patienten ist es also möglich, allein durch die neurologischen Befunde bereits erste Schlüsse auf die Lokalisation (also welche Höhe und welche Nervenwurzel betroffen ist) des Bandscheibenvorfalls zu ziehen. linken

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Bandscheibenvorfall L4/L5

Beschwerden

Bei einem Bandscheibenvorfall in der Höhe L4/L5 (also zwischen LWK 4 und LWK 5) sagen wir mal ebenfalls auf der rechten Seite gelegen, drückt meist auf die Nervenwurzel L5 rechtsseitig. Dieser Bandscheibenvorfall verursacht meist (siehe unten) ganz andere Beschwerden als ein Bandscheibenvorfall in der Höhe L3/L4. Die Nervenwurzel L5 zieht ins Bein und hat das unten in der Abbildung dargestellte Versorgungsgebiet. Drückt der Bandscheibenvorfall auf die Nervenwurzel L 5 gibt der Patient ausstrahlende Schmerzen an und zwar entlang des Versorgungsgebietes der Nervenwurzel L5. Zudem kann es zu einem Taubheitsgefühl und Kribbeln im betroffen Versorgungsgebiet der Nervenwurzel kommen. 

Liegt jetzt der Bandscheibenvorfall allerdings an der Position 3 oder 4 in der rechtsseitigen Abbildung, dann (wie oben bereits beschrieben) drückt der Bandscheibenvorfall meist auf die darüber liegende Nervenwurzel also L 4 und verursacht dann eher Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall in der Höhe LWK 3/4 der an der Position 2 in der rechtsseitigen Abbildung liegt. Nun besteht der Druck auf die Nervenwurzel L 4 und nicht L 5.

Die meisten Bandscheibenvorfälle in der Höhe LWK 4/5 liegen mittig bis seitlich („medio-lateral“) im Spinalkanal und drücken auf die Nervenwurzel L 5. Falls der Bandscheibenvorfall (in ca. 10 % der Vorfälle ist dies so) ganz weit seitlich liegt (also Position 3 auf der Abbildung), dann wird dieser als intraforaminal bezeichnet. Bei noch seitlicher Lage des Bandscheibenvorfalls (Position 4), liegt der Bandscheibenvorfall außerhalb des Spinalkanals und wird daher als „extraspinal“ bezeichnet. Siehe hierzu auch die Seite extraspinaler Bandscheibenvorfall. Also, ein weit seitlich („lateral“) gelegener Bandscheibenvorfall L4/L5 kann die gleichen Symptome verursachen, wie ein Badnscheibenvorfall in der Höhe LWK 3/4 (siehe oben), der mittig-seitlich („mediolateral“) liegt. Um genau das festzustellen erfolgt natürlich die Bildgebung der LWS am besten mit einem MRT der LWS.

Symptome - Neurologie

Neurologisch kann es zu folgenden Symptomen führen, wenn ein Bandscheibenvorfall auf die Nervenwurzel L 5 drückt. Das heißt wir gehen jetzt von einem normalerweise „mediolateral“ (siehe linksseitig bei „Beschwerden“) gelegenen Bandscheibenvorfall aus. Der Patient gibt einen Schmerz, oder auch Taubheit (Hypästhesie) entlang des Versorgungsgebiets der Nervenwurzel L5 an (siehe Abbildung unten). Kommt es zu einem motorischen Defizit („Parese“), äußert sich dies durch einen Schwächw in der Fußhebung (Fußheberschwäche) oder einer Großzehenheberschwäche. Dies kann von einer geringgradigen Schwäche, die der Patient meist gar nicht bemerkt, bis hin zu einem kompletten Ausfall des Fußhebers führen („Plegie“). Bei deutlichen Paresen des Fußhebers kommt es zu einem „Schlappfuß“, beim Gehen platscht der Fuß auf die Erde, verbunden mit einem typischen Gangbild und Geräusch beim Gehen

Typischerweise und nur bei einem mittig-seitliche („mediolateral“) gelegenen Bandscheibenvorfall (also Position 2 in der unteren Abbildung- am häufigsten) zeigt sich ein Nervendehnungsschmerz, da bei ausgestrecktem nach oben gezogenem Bein die gedrückte Nervenwurzel noch mehr über den Bandscheibenvorfall hinweggezogen wird und Schmerzen ausstrahlend ins Bein verursacht – das Zeichen nach Laségue. Ein Nervendehnungsschmerz tritt nur bei einem Bandscheibenvorfall auf – nicht z.B. bei einer Spinalkanalstenose – siehe dort.

MRT der Wirbelsäule bei einem Bandscheibenvorfall
Scroll to top